17 Konzerte in 9 Tagen – die Termine des Jazz-Musikers Louis Armstrong waren eng getaktet, als er im März 1965 für Auftritte in die kommunistische DDR reiste. Rund 45.000 Ostdeutsche sahen ihn mit seiner All Stars Band live spielen.
Der politische Hintergrund von Armstrongs Konzertreihe machte sie zu einem „herausragenden und zugleich ambivalenten Ereignis“, sagt Paola Malavassi, Ko-Kuratorin der Ausstellung „I’ve Seen the Wall – Louis Armstrong auf Tour in der DDR 1965“ im Kunstmuseum Das Minsk in Potsdam.
Die Berliner Mauer stand zu diesem Zeitpunkt kaum vier Jahre. Der Satellitenstaat der Sowjetunion hatte mit der Errichtung auf die massenhafte Abwanderung in den Westen reagiert. Als Bestandteil ihrer anti-westlichen Propaganda verschärfte die Regierungspartei SED in den 1950er und 1960er Jahren ihre Haltung gegenüber der populären Musik. Ende 1965 verkündete die Partei auf ihrer Plenartagung offiziell ihre harte Linie gegen alle kulturellen Formen, von denen man annahm, dass sie die „nihilistischen“ und „pornografischen“ Werte des Westens fördern würden.
Louis Armstrong am 19. März 1965 auf dem Flughafen Berlin-SchönefeldBild: akg-images/picture-alliance
Auch der Jazz wurde misstrauisch beäugt. DDR-Regierungsschef Walter Ulbricht soll ihn als „Affenmusik des Imperialismus“ bezeichnet haben. Doch die Haltung der DDR-Behörden zu diesem Musikgenre schwankte zwischen den 1950er und 1970er Jahren, wobei einige Funktionäre seine Kraft als „Musik des Volkes“ wegen seiner afroamerikanischen Wurzeln anerkannte.
„Satchmo“, wie Armstrong genannt wurde, war von der staatlichen Künstleragentur eingeladen worden, die darüber bestimmte, welche ausländischen Musiker in der DDR auftreten und welche ostdeutschen Künstler im Ausland spielen durften. Derartige Auftritte von Musikern aus dem Ausland instrumentalisierten die DDR-Behörden politisch. Der Leiter der DDR-Künstleragentur, Ernst Zielke, lobte den Besuch des afroamerikanischen Musikers als Symbol des…