Kanada hat Indien vorgeworfen, für die Ermordung eines Sikh-Separatisten auf kanadischem Boden verantwortlich zu sein. Es lägen „glaubwürdige Hinweise“ auf eine „mögliche Verbindung zwischen indischen Regierungsvertretern und dem Mord an dem kanadischen Staatsbürger Hardeep Singh Nijjar“ vor, sagte Regierungschef Justin Trudeau am Montag (Ortszeit) vor dem Parlament in Ottawa. Der 45 Jahre alte Nijjar war im Juni erschossen auf dem Parkplatz eines Tempels in der kanadischen Provinz British Columbia gefunden worden. Er hatte sich für die Errichtung eines unabhängigen Sikh-Staates in Indien eingesetzt.

Indischen Diplomaten ausgewiesen 

Die kanadische Regierung wies zudem einen indischen Diplomaten aus, der dem Außenministerium in Ottawa zufolge einer Verbindung mit dem Mordanschlag verdächtigt wird. Dass der Vertreter einer ausländischen Regierung in den Mord an einem kanadischen Staatsbürger auf kanadischem Boden verwickelt sein könnte, sei „völlig inakzeptabel“, erklärte Ressortchefin Melanie Joly.

Shakehands trotz politischer Spannungen: die Regierungschefs von Kanada und Indien, Justin Trudeau und Narendra Modi, beim G20-Gipfel am 10. September in Neu DelhiBild: AFP

Trudeau sagte vor dem Parlament weiter, im Raum stehe eine „nicht hinnehmbare Verletzung unserer Souveränität“. Er forderte die indische Regierung „mit allem Nachdruck“ auf, bei der Klärung der Vorwürfe zu kooperieren. Bereits nach der Ermordung Nijjars hatten sich die Beziehungen zwischen Ottawa und Neu Delhi erheblich eingetrübt. Kanada hatte in diesem Zusammenhang auch Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit Indien auf Eis gelegt.

Kanadischer Diplomat muss gehen

Die Regierung in Neu Delhi wies die Anschuldigungen der kanadischen Regierung als „absurd“ zurück.  Indien sei „ein demokratisches Gemeinwesen mit einer starken Verpflichtung zur Rechtsstaatlichkeit“, erklärte das Außenministerium. Zugleich wurde Kanada vorgeworfen, die Augen vor den Aktivitäten radikaler…