Kolumne

Fried – Blick aus Berlin
CDU und AfD machen in Thüringen gemeinsame Sache – eine Kaskade der Unaufrichtigkeit

Nico Fried darüber, dass CDU und AFD in Thüringen unter einer Decke stecken

© Illustration: Sebastian König/Stern; Foto: Henning Kretschmer/Stern

Die Brandmauer zur AfD schrumpft auf CDU-Seite – in Thüringen stecken beide Parteien nun unter einer Decke. Warum die Union das eigentlich nicht wollen kann, erklärt Nico Fried diese Woche in seiner Kolumne.

Ausgerechnet an dem Tag, an dem der CDU-Politiker Mario Voigt im Thüringer Landtag ein politiktaktisches Spiel auf die Spitze getrieben hatte, sagte er den bemerkenswerten Satz: „Die Leute haben die Schnauze voll von diesen politiktaktischen Spielen“. Das muss man sich erst mal trauen, nachdem man sich als CDU-Chef mit der rechtsextremen AfD eingelassen hat, um die Landesregierung auszutricksen; nachdem man die Senkung der Grunderwerbsteuer für wichtiger erachtet hat als die Abstandswahrung zu Björn Höcke; nachdem man demokratische Regeln ausgereizt hat, um die gemeinsame Sache mit einer Partei zu rechtfertigen, die Demokratie am liebsten mit dem Ziel nutzt, sie lächerlich zu machen.

Die thüringische CDU ist für die Bundespartei ein steter Quell von Zumutungen. Die Wahl eines FDP-Politikers zum Ministerpräsidenten mithilfe der AfD im Februar 2020 kostete die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer später ihr Amt. Kramp-Karrenbauer versuchte damals, in Thüringen den Sündenfall rückgängig zu machen. Die Parteifreunde ließen sie auflaufen.

Man kann deshalb zumindest verstehen, dass ihr Nach-Nachfolger einen anderen Weg einschlug. Friedrich Merz erteilte der Thüringer CDU schon vor der Abstimmung die Absolution. Anders als Kramp-Karrenbauer fuhr Merz nicht nach Erfurt, er blieb weg. Nach…