Eine Woche nach der verheerenden Sturm- und Dammbruchkatastrophe sind in Libyen womöglich zwei weitere Dämme in Gefahr. Das UN-Nothilfebüro OCHA äußerte am Sonntagabend Sorge über den Dschasa-Damm zwischen der teils zerstörten Stadt Darna und Bengasi und den Kattara-Damm nahe Bengasi. Berichte über die Lage vor Ort seien widersprüchlich. Nach Angaben der Behörden sind beide Dämme in gutem Zustand und funktionierten. Am Dschasa-Damm werden demnach Pumpen installiert, um den Druck von der Staumauer zu nehmen.

Das Sturmtief „Daniel“ hatte vor gut einer Woche heftige Überschwemmungen im Osten Libyens angerichtet. Die Küstenstadt Darna wurde besonders schwer getroffen, als dort zwei Flussdämme brachen. Die Wucht, mit der die Wassermassen durch ein ausgetrocknetes Flussbett schossen, war mit der eines Tsunamis vergleichbar.

Der libysche Staatsanwalt Al-Sedik al-Sur hat wegen der Dammbrüche Ermittlungen aufgenommen. Die Dämme sollen Risse gehabt haben, und es soll Geld für die Instandhaltung bereitgestellt worden sein. Der Staatsanwalt will den Verbleib der Gelder nun klären, wie er sagte.

Zahl der Opfer ungewiss

Die Opferzahlen sind auch eine Woche nach der Flutkatastrophe weiter unklar. Das UN-Nothilfebüro sprach am Wochenende zunächst von rund 11.300 Toten in Darna und 10.100 Vermissten. Zudem seien 170 Todesfälle aus anderen Regionen im Osten des Landes gemeldet worden. OCHA bezog sich auf den Roten Halbmond. Der Sprecher des Roten Halbmonds sagte aber, er wisse nicht, woher die Zahlen stammten. In einer späteren Version des Lageberichts ließ OCHA diese Angaben wieder fallen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bisher 4000 Todesopfer identifiziert und mit Totenscheinen registriert.

Libyen: Ausnahmezustand nach Flutkatastrophe

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