In den 1920er Jahren machte der Geschäftsmann Max Emden, Spross einer alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie, ein Vermögen mit luxuriösen Kaufhäusern. Ihm gehörten Häuser wie das hochmoderne KaDeWe in Berlin und das „Oberpollinger“ in München. Seiner Heimatstadt Hamburg schenkte der Kunstmäzen damals zahlreiche Kunstwerke, Grundstücke und Immobilien. Er stiftete der Stadt den ersten Golfplatz und einen Poloclub.

1928 brachte sich der jüdische Kunstsammler in der Schweiz in Sicherheit, seine Besitztümer in ganz Europa wurden nach der Machtergreifung der Nazis beschlagnahmt, „arisiert“ oder zu Spottpreisen verscherbelt. Seine wertvolle Kunstsammlung musste Max Emden nach und nach über den Kunsthandel verkaufen. 1940 starb er im Schweizer Exil. Einige seiner Bilder gelangten über Umwege in die Privatsammlung von Hitler, der sich in Linz ein „Führer-Museum“ einrichten wollte.

Zusammen mit dem Enkel von Max Emden, Juan Carlos Emden, hat sich ein deutsches Filmteam auf Spurensuche begeben, um herauszufinden, was mit der berühmten Kunstsammlung geschah und wo die Bilder heute sind. Fündig wurden sie ausgerechnet im Sitz des Bundespräsidenten, wo zur Amtszeit von Horst Köhler ein wertvoller Canaletto aus der Sammlung Max Emdens hing.

Regisseur André Schäfer erzählt im DW-Interview, warum die Geschichte von zwei Bildern auch stellvertretend ist für den Umgang mit Raubkunst – und wertvollen Alltagsgegenständen, Bibliotheken und Kunstwerken aus ehemaligem jüdischen Kunstbesitz.

Deutsche Welle: Herr Schäfer, Sie sind Historiker aber in der Hauptsache Filmemacher. Wieviel kunsthistorische Beratung haben Sie gebraucht, um genau diese Gemälde als Beispiel für nicht erfolgte Provenienzforschung für ihren Dokumentarfilm zu finden? Dafür muss man ja detektivischen Spürsinn haben.

André Schäfer: Wir haben natürlich Hilfestellung gehabt durch den Anwalt der Familie Emden, Markus Stötzl, der sich schon 12 Jahre lang vorab um die verschollene…