von Uli Rauss
16.09.2023, 15:13
8 Min.
Ein Jahr sind seit dem Tod der Kurdin Jina Mahsa Amini in Iran vergangenen. Die damals aufgeflammten Proteste wurden grausam unterdrückt. Das Regime ist weniger denn je bereit, auf Kompromisse einzugehen, auch im Fall von im Iran verurteilten EU-Bürgern. Denen drohen langen Haftstrafen oder der Tod – um so die Regierungen zu erpressen. Ein grausames Erfolgsmodell.
Der Anruf aus Teheran kommt mit deutscher Pünktlichkeit. Hier, im Kölner Süden, im aufgeräumten Wohnzimmer von Mariam Claren, ist es 10.30 Uhr, im Norden Teherans Punkt 12. Die Mutter meldet sich aus dem Allgemeinen Frauentrakt im Evin-Gefängnis. Ins Ausland telefonieren darf sie nicht, darum hat sie die freigegebene Nummer einer Nichte in der iranischen Großstadt Schiras angerufen, und die hat die Tochter in Deutschland in den Call geholt. Die Revolutionsgarden zeichnen das Gespräch auf. „Salam“, sagte Claren, „hallo, Mami.“
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