Es ist nichts Außergewöhnliches, dass sich Opernproduktionen mit komplexen Themen von historischer Bedeutung beschäftigen – sei es mit der Französischen Revolution oder dem Fall von Diktatoren wie Julius Cäsar.

Die namibische Oper „Chief Hijangua“ wirft einen Blick auf die Geschichte der deutschen Siedler in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Das dunkle Kapitel der deutschen Geschichte war in jüngerer Zeit immer wieder Gegenstand von Filmen, Kunstausstellungen und Theaterstücken. Mit „Chief Hijangua“ greift erstmals eine Oper die komplexe Beziehung beider Länder auf.

Die deutsche Regisseurin Kim Mira Meyer und der namibische Komponist und Dirigent Eslon Hindundu hatten mehrere Jahre gemeinsam an der Oper gearbeitet. Vergangenes Jahr wurde „Chief Hijangua“ in der namibischen Hauptstadt Windhoek uraufgeführt. An diesem Freitag feiert sie im Berliner Haus des Rundfunks Europapremiere, wo sie auch noch am 16. und 17. September zu sehen sein wird. 

Deutsch-namibische Teamarbeit: Regisseurin Kim Mira Meyer und Dirigent und Komponist Eslon Hindundu haben viel Herzblut in „Chief Hijangua“ gestecktBild: Stefan Höderath

Morde an Herero

Es war im Jahr 1884, als das Deutsche Reich das heutige Namibia, das damals schon lange von den Herero und Nama bewohnt war, an sich riss und zur deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika erklärte. Die Herrschaft der deutschen Besatzer war geprägt von Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt. Als sich die Herero 1904 gegen die deutsche Kolonialherrschaft erhoben, reagierte der deutsche Militärbefehlshaber General Lothar von Trotha mit seinem berüchtigten „Vernichtungsbefehl“. 

Die Oper „Chief Hijangua“ spielt sich in einer fiktiven Welt ab, die dem späten 19. Jahrhundert und der Landschaft Namibias ähnelt. Sie handelt vom Aufeinandertreffen des Häuptlings Hijangua mit den deutschen Siedlern und von seiner Reise zu sich selbst. „Chief Hijangua“ erzähle die Geschichte des Völkermordes jedoch nicht direkt, erklärt…