Mit einem Ghettoblaster unter dem Arm steigt Moritz Wagner in den wartenden Teambus der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Aus der Box dröhnt Stimmungsmusik, die der 26 Jahre alte Center lautstark mitsingt. Einige Teamkollegen wippen im Takt der Musik, andere sind erschöpft vom kräftezehrenden WM-Viertelfinale gegen Lettland, welches das DBB-Team wenige Stunden zuvor knapp gewinnen konnte.
Durch den Sieg gegen das Überraschungsteam Lettland bei der Weltmeisterschaft 2023 schaffte die Mannschaft erstmals seit 2002 wieder den Einzug in ein WM-Halbfinale. Ähnlich wie heute hat sich auch damals die deutsche Mannschaft mit einem starken Teamgeist und einer besonderen Geschlossenheit hervorgetan.
Angeführt wurde die DBB-Auswahl vor 21 Jahren von Ausnahmespieler Dirk Nowitzki, der die Mannschaft zur erst zweiten Medaille in der Geschichte überhaupt führte. 1993 hatte die DBB-Auswahl den EM-Titel holen können.
Stephen Arigbabu (l.), Patrick Femerling und Dirk Nowitzki (r.) bejubeln WM-Bronze 2002Bild: Camera 4/imago
„Dirk war der beste Spieler der Welt“, erinnert sich Patrick Femerling, der bei dem WM-Turnier in den USA an der Seite von Nowitzki auf dem Parket stand. „Doch der einzige Schlüssel zum Erfolg war das nicht. Die Mannschaft hat ihre Rolle akzeptiert und angenommen. Jeder hat seine maximale Leistungsstärke auf das Feld gebracht.“ So, wie auch bei dieser WM.
Basketball-Talente wurden vergessen
Das damalige Team blieb in der Folge weitestgehend zusammen und konnte drei Jahre später erneut für Aufsehen sorgen und die Silbermedaille bei der Europameisterschaft gewinnen. Doch dann kam der Bruch: Die DBB-Auswahl fiel in ein Leistungsloch. Die fast zwei Jahrzehnte andauernde Durststrecke endete erst im vergangenen Jahr durch die erfolgreiche Teilnahme an der EuroBasket 2022. Bei der damaligen EM sicherte sich das Team um Cheftrainer Gordon Herbert die Bronze-Medaille.
„In der Vergangenheit wurde vermehrt auf ausländische Spieler in der Bundesliga…