von Jan Christoph Wiechmann

07.09.2023, 18:11

9 Min.

Donald Trump gilt als Inbegriff des alten weißen Mannes, als Rassist und Fremdenhasser. Trotzdem hat er gerade unter Amerikas Minderheiten wachsenden Zulauf – all den Anklagen zum Trotz. Warum?

Luis Rivera hat es satt, immer in Schubladen gesteckt zu werden. Er ist Amerikaner, Sohn von Einwanderern aus Puerto Rico, und landet doch immer wieder in dieser einen Kategorie: Latino, Hispanic – hispanischer Abstammung.

„In dieser Kategorie tummeln sich alle möglichen Menschen: Mexikaner, Kolumbianer, Dominikaner, Brasilianer“, sagt er. „Und doch wird immer verallgemeinert: Aha, Latino, ein Einwanderer also. Aha, ein Arbeiter. Aha, ein Demokrat. Aha, Anti-Trump. Aber ich bin kein Demokrat. Ich bin kein Arbeiter. Ich sehe mich auch nicht als Latino. Und ich bin für Trump.“

„Dürfen Latinos und Schwarze etwa nicht Trump wählen?“

Rivera sitzt in Shorts und Polohemd am Strand des Lake Erie im Nordwesten des Bundesstaats Ohio und bereitet ein Grillfest vor. Es ist Sonntag, ein schwüler Sommermorgen, der Strand ist voll, die Brise sanft, der See erscheint so groß wie ein Meer. Ein idealer Tag für ein Familienpicknick mit seiner Frau und den drei Kindern, findet er. Um ihn herum sitzen um diese Zeit schon viele andere Latinos, Saisonarbeiter aus Guatemala, Einwanderer aus Venezuela, alteingesessene Bürger mexikanischer Herkunft. Kein einziger bezeichnet sich als Linker.

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