Russland hat das Interesse an einigen Kriegszielen in der Ostukraine verloren, glaubt Sicherheitsexperte Christian Mölling. Anders ließe sich die Zerstörung des Kachowka-Staudamms nicht erklären.

EPISODE 131

Russland gibt nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Christian Mölling einen Teil seiner ursprünglichen Kriegsziele im Osten der Ukraine auf. Mölling machte am Freitag im stern-Podcast „Ukraine – die Lage“ russische Kräfte für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und die folgenden Überschwemmungen verantwortlich. „Das machen Sie nicht, wenn Sie große Pläne mit der Region haben“, sagte der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik mit Blick auf die von Russland beanspruchten und besetzten Gebiete, die jetzt unter Wasser stehen.

„Die Realität ist, dass Russland ganz klar sagt: dieses Gebiet und die Menschen, die da leben, interessieren uns nicht.“ Für ihn führe das zu dem folgenden Schluss: „Russland hat diesen Teil der Ukraine aufgegeben. Im Sinne von: die werden den nicht wieder zurückkriegen. Das ist spätestens mit der Sprengung oder unabsichtlichen Sprengung des Staudamms unterschrieben, weil dieses Gebiet damit komplett unwirtlich geworden ist.“STERN PAID 43_22 Ostfront Ukraine 20.48h

Die Entwicklung zeigt für Mölling, dass Russland keine Möglichkeiten mehr hat, seine militärischen Anstrengungen zu steigern. „Das Nutzen nicht militärischer Maßnahmen wie die Sprengung eines Staudamms oder wie das Beschießen von Rettungskräften zeigt ja, dass man militärisch nichts mehr hat, wo man eskalieren kann“, erläuterte er. Natürlich könne Russland noch kämpfen und tue es auch. Aber: „Die Fähigkeit, das Geschick und das Schicksal auf dem Schlachtfeld selbst im Übermaße zu bestimmen, scheint zum jetzigen Zeitpunkt nicht gegeben zu sein.“

Dies habe auch Folgen für die innere Stabilität von Putins Regime. „Da steigt natürlich der Druck im Kessel – sowohl vor Ort als auch im Kreml“, sagte Mölling. Die Leute fragten sich,…