„Welttag der Ozeane ist bei mir 365 Tage im Jahr“, sagt Uli Kunz gleich zu Beginn des DW-Interviews im Hinblick auf den UN-Welttag der Ozeane am 8. Juni. Gerade erst ist er aus Mosambik zurückgekehrt, wo er im Auftrag der TV-Sendereihe „Terra X“ die Tierschutzorganisation „Marine Megafauna Foundation“ besucht und Haie und Geigenrochen beobachtet hat. Letztere kann man nur an wenigen Orten der Welt sehen. Vor der Küste Mosambiks überleben sie dank einer rigide durchgesetzten „No-Take“-Zone, einem Meeresschutzgebiet, aus dem kein Tier entnommen werden darf. „Was dann passiert, ist enorm, weil sich dann diese ganze Vielfalt wieder ausbreitet“, erzählt Uli Kunz begeistert.
Der Meeresbiologe ist ein bekannter Fürsprecher der Meeresflora und -fauna. Er ist gern gesehener Gast in Fernseh- und Talkshows. Im weitesten Sinne könnte man ihn als Abenteurer bezeichnen: Der Wahl-Hamburger ist seit 2005 als Forschungstaucher unterwegs, er ist unter arktischem Eis getaucht und inmitten von Buckelwalen und Orcas bei der Heringsjagd geschwommen, er hat sich in dunkle Brunnen herabgeseilt und Skelette der Maya in wassergefüllten Höhlen im mexikanischen Dschungel aufgespürt. Mal ist er allein unterwegs, mal mit seinen Kollegen von der Forschungstauchgruppe Submaris, die im Auftrag von Landesämtern oder Forschungsinstituten bestimmte Fischarten oder die Meeresfauna vor Helgoland unter die Lupe nimmt.
Tauchen im Eis: Auch für Uli Kunz nichts AlltäglichesBild: Claudia RubyArtenvielfalt und Artenrückgang
Seine Auftraggeber sind unter anderem das Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung, Greenpeace, der WWF oder das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Der gelernte Meeresbiologe hat zweifellos einen der aufregendsten Jobs, die man sich vorstellen kann, doch einen Karriereplan hatte er nie: „Ich wollte mal Arzt werden, habe aber im Studium festgestellt, dass ich nicht nur ein Lebewesen kennenlernen will, sondern ganz viele. Danach ging es ins frei Fließende.“ Nach zwei…