Ein eindrückliches Mahnmal für die deutsch-tansanische Geschichte findet sich im Berliner Museum für Naturkunde. Mit über dreizehn Metern Höhe ist der Brachiosaurus Brancai eines der weltweit größten rekonstruierten Dinosaurierskelette. Anfang des 20. Jahrhunderts von deutschen Paläontologen ausgegraben im Süden der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika, begeistert er seit Generationen Schulklassen und Besucher der deutschen Hauptstadt.
Auch Philemon Mtoi hat den Dino auf seiner Reiseliste. Der tansanische Historiker promoviert seit Kurzem an der Universität Bonn. Er kennt den kolonialen Kontext, in dem die Funde nach Berlin gekommen sind – unrechtmäßig, wie er findet. Seit seiner Kindheit kennt er aus seiner Heimat Diskussionen um die mögliche Rückkehr solcher geschichtlicher Zeugnisse – und nicht minder um die Rückforderung von Gebeinen, die Deutschland zu Hunderten verschleppt hat.
Der Brachiosaurus Brancai gilt als größtes zusammensetztes Dinosaurierskelett der Welt – und kam in der Kolonialzeit nach DeutschlandBild: Tobias Schwarz/AFP/Getty Images
„Das sind sehr wichtige Diskussionen“, sagt Mtoi der DW. „Wenn Menschen miteinander reden, bietet sich die Chance, einen Dialog zu beginnen, der zu einem positiven Ende gebracht werden kann.“ Wenn aber nicht geredet werde, werde das zu einer feindseligen Atmosphäre führen.
Maji-Maji-Krieg: Sevim Dagdelen fordert Dialog mit Nachfahren der Opfer
Eine, die mit dem Ton der politischen Debatte um Deutschlands koloniale Vergangenheit nicht zufrieden ist, ist die Linken-Abgeordnete Sevim Dagdelen. Sie fordert einen aktiveren Umgang der Bundesregierung mit der deutschen Kolonialschuld. „Wer wie Bundeskanzler Olaf Scholz einen Neustart der Beziehungen mit den Staaten Afrikas propagiert, darf die politische wie juristische Aufarbeitung von Kolonialverbrechen nicht auszusitzen versuchen“, so die deutsche Oppositionspolitikerin zur DW.
„Zurückgeben, was uns nie gehört hat“
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