Die Ausstellung verspricht ein Besuchermagnet zu werden, zählt Richter doch zu den meisthofierten Malern der Gegenwart. Seine Werke erzielen Höchstpreise. Entsprechend wertvoll ist das Gemäldekonvolut, das der Künstler noch 2021, kurz vor seinem 90. Geburtstag, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Dauerleihgabe überlassen hat. Beim Ringen um den künstlerischen Nachlass des Malerstars waren Richters Geburtsstadt Dresden und seine Wahlheimat Köln leer ausgegangen. Richters Wahl fiel auf Berlin, das die Entscheidung als „Sensation” feierte.

Die rund 100 Werke sind nun zunächst in der Neuen Nationalgalerie ausgestellt und sollen später im entstehenden Museum des 20. Jahrhunderts eine Heimat finden. Die aktuelle Präsentation trägt die Handschrift Richters, denn sie entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler. 

„Birkenau“-Zyklus im Mittelpunkt

Gerhard Richter bei der Präsentation seines Birkenau-Zyklus 2016 im Museum Frieder Burda in Baden-Baden

Zu sehen sind – neben Richters Holocaust-Zyklus „Birkenau“ – knapp 90 Arbeiten aus mehreren Schaffensphasen seit den 1980er-Jahren, darunter fotografisch anmutende Gemälde in charakteristischer Wischtechnik wie „Besetztes Haus“ (1989), „4900 Farben“ (2007) und „Strip“ (2013/2016). Außerdem zeigt die Schau Arbeiten aus der Werkgruppe der übermalten Fotos, in denen Richter das Spannungsfeld zwischen Fotografie und Malerei erkundete.

Im Zentrum der Berliner Schau aber steht Richters vierteiliger Zyklus „Birkenau“ (2014) – riesige abstrakte Farbtafeln, durchzogen von tiefgrauen Schlieren und ergänzt durch Dreingaben in Grün und Rot. Die Werke entstanden nach heimlich aufgenommen Fotografien eines jüdischen Häftlings im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau im August 1944. 

Picasso des 21. Jahrhunderts

Fotografie? Gemälde? Richter verwischte die Grenzen zwischen Malerei und Fotografie

Von Kunstkritikern wird Gerhard Richter, der in Köln lebt, gerne als „Picasso des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet….