Vor ein paar Wochen hatte ich einen Arzttermin in Köln … und staunte nicht schlecht, als der Arzt mir beim Betreten des Raumes als erstes die Hand entgegenstreckte. Leicht fassungslos fragte ich ihn, ob man das denn nun wirklich wieder tun könne. Er lachte und antwortete: „Das müssen wir wieder tun können!“ Okay, als Orthopäde hat er sowieso eine eher zupackende Herangehensweise, aber immerhin trug ich ja noch eine FFP2-Gesichtsmaske, und das gab mir zu denken.
Als ich die Praxis verließ, wurde mir aber klar, dass mir die Geste seines Händedrucks und seine launige Antwort auf meinen Scherz gut getan hatten. Was mir auf dem Heimweg durch den Kopf schoss, war der Gedanke „Noch eine Sache, die wieder halbwegs normal ist!“ Die Frage ist nur: Wollen wir wirklich, dass die Dinge wieder „völlig“ normal werden?
Weltmeister im Händeschütteln
Erst da wurde mir klar, was die Aufhebung der letzten Corona-Schutzmaßnahmen in den vergangenen Monaten in Deutschland bedeutet (obwohl zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung immer noch Masken für Besucher von Krankenhäusern, Pflegeheimen, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen vorgeschrieben sind).
Total normal? Händeschütteln in Deutschland
Für die DW-Serie „Meet the Germans“ schrieb ich 2019 einen Artikel über deutsche Umgangsformen und darüber, dass die Deutschen Weltmeister im Händeschütteln zu sein schienen – so sehr, dass es sich für mich manchmal fast wie ein Nationalsport anfühlte. Ich bin Amerikanerin und lebe schon viele Jahrzehnte in Deutschland – doch das Ritual des Händeschüttelns ist für mich immer eine eher förmliche Geste geblieben.
Und die Deutschen schüttelten unentwegt Hände: nicht nur bei förmlichen Anlässen wie Geschäftsbesprechungen oder wenn man jemandem vorgestellt wurde – nein, selbst wenn man jemandem zum Geburtstag gratulierte. Sogar die Kinder machten mit: Meine damals dreijährige deutsche Nichte und meine zehnjährigen Zwillinge gaben sich artig die Hand!
Ist „nach“ der…