Keret gehört zu den Superstars der israelischen Literaturszene. Derzeit widmet ihm das Jüdische Museum in Berlin eine eigene Ausstellung. Vorgestellt werden Werk und Leben des 1967 in Israel geborenen Autors. Keret, ein Meister der Kurzgeschichte, hat pointierte politische Ansichten, auch zu den anhaltenden Protesten gegen eine Justizreform in seinem Land.

„Alle Demonstrierenden haben eines gemeinsam“, sagte Keret bereits im Februar in einem Interview mit dem aus Israel berichtenden Journalisten Uri Schneider, „sie wollen nicht, dass man ihnen die Demokratie raubt.“

Keret gehört auch zu den Unterzeichnenden eines Schreibens an die Botschafter Deutschlands und Großbritanniens in Israel. Rund 1000 israelische Künstlerinnen, Schriftsteller und Intellektuelle hatten darin die Absage der Antrittsbesuche von Regierungschef Netanjahu in Berlin und London gefordert.

Nach einem Bericht der israelischen Tageszeitung „Haaretz“ begründeten die Kulturschaffenden ihren Vorstoß so: Israel befinde sich in der schwersten Krise seiner Geschichte und „auf dem Weg von einer lebendigen Demokratie zu einer theokratischen Diktatur“. Neben Keret setzten auch der Schriftsteller David Grossmann und die Bildhauerin Sigalit Landau ihre Namen unter das Papier. Dessen ungeachtet traf Netanjahu an diesem Donnerstag in der deutschen Hauptstadt ein, wo Treffen mit Bundeskanzler Scholz und Bundespräsident Steinmeier auf dem Programm standen.

Israels Premier Netanjahu bei seiner Antrittsvisite in Deutschland, hier bei einem Besuch des Mahnmals „Gleis 17“ in Berlin

Die Kritik der Protestierenden

Mehr Macht für die Regierung, weniger rechtsstaatliche Kontrolle durch eine unabhängige Justiz: Kritiker werfen Netanjahu und seiner rechtsreligiösen Koalition vor, die Judikative zu schwächen und damit die Demokratie zu untergraben. Die seit Dezember amtierende Regierung in Jerusalem will mit der Reform unter anderem ihren Einfluss bei der Auswahl von Richtern stärken. Die Befugnisse des Obersten…