Als Netflix 2014 nach Deutschland kam, war der Konzern der Pionier des kommenden Streamingbooms. Nun steht man vor den Scherben dessen, was ihn einst groß gemacht hat.
Es ist eine Maßnahme, aus der die Verzweiflung spricht. Weil Netflix in den letzten Jahren die Kunden nicht mehr zu- sondern eher davonlaufen, geht der Konzern erstmals gegen das Teilen von Accounts vor. Die Umsetzung macht den Dienst allerdings für viele Nutzer noch unattraktiver. Und er verliert damit seine letzte der Stärken, die ihn einst so groß gemacht hatten.
Denn als Netflix sich aufmachte, weltweit den TV-Markt umzukrempeln, gelang dem Unternehmen das vor allem aus drei Gründen. Netflix war günstig, bot gefühlt alles, was man sehen wollte, und war dabei extrem unkompliziert einzurichten und zu bedienen. Alle drei Vorteile sind nicht mehr vorhanden. Und das, während die Konkurrenz stetig besser wird.
Das Ende des alten Netflix
Das Vorgehen gegen das Teilen von Accounts ist dabei der jüngste Schritt. Ein Grund für die rasante Verbreitung des Dienstes ist sicher, dass man ihn so gut teilen konnte. Mit der Möglichkeit, in der höchsten Abo-Stufe auf vier Geräten gleichzeitig schauen zu können, war der Dienst nicht nur für Freunde sehr attraktiv, die so die Kosten unter sich aufteilen konnten. Vor allem Familien und WGs profitierten. Und das auch, wenn Teile der Abo-Gemeinschaft längst ausgezogen waren.
Netflix war das lange nur Recht. Je mehr Zuschauer man an sich band, desto besser, so das Kalkül. Dass dann nicht jeder auch bezahlte, spielte in Zeiten des ewigen Wachstums eine untergeordnete Rolle. Damit ist es nun vorbei: Zum ersten Mal hat Netflix im letzten Jahr Kunden verloren, statt neue zu gewinnen. Und sieht sich deshalb offenbar gezwungen, gegen die Account-Sharer vorzugehen.
…