Studie
Mikroorganismen besiedeln Menschen erst nach der Geburt

Während einer pränatalen Ultraschall-Untersuchung einer in der 18. Woche schwangeren Frau deutet ein Arzt auf den Kopf des Kindes. Foto

© Daniel Karmann/dpa

Ist schon ein Fötus von zahlreichen Mikroorganismen besiedelt oder bleibt er im Mutterleib gewöhnlich steril? Ein Forscherteam gibt eine klare Antwort.

Seit einigen Jahren streiten Forscher darüber, wann unser Körper von Viren, Bakterien und anderen Mikroorganismen besiedelt wird. Während lange Zeit galt, dass dies erst im Verlauf der Geburt erfolgt, berichteten jüngere Studien, dass schon Fruchtwasser- und Plazentaproben solche Mikroorganismen enthielten. Das würde nahelegen, dass bereits Föten ein sogenanntes Mikrobiom haben. Ein internationales Team widerspricht dem nun deutlich: Aufgrund einer multidisziplinären Analyse, die im Fachblatt „Nature“ veröffentlicht wurde, stellte es fest, dass der Mutterleib gewöhnlich doch steril ist.

Unser Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die sich in und auf der Haut, den Schleimhäuten und den Organen befindet, spielt eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit und unser Immunsystem. Über jenes Immunsystem verfügen bereits Neugeborene – seine Entstehung stellt die Wissenschaft allerdings noch vor Fragen und dabei insbesondere vor die, wann ein Fötus zum ersten Mal mit Bakterien, Viren und anderen Mikroben in Kontakt kommt.

Wissenschaftliches Umdenken seit 2010

Lange Zeit galt, dass das ungeborene Kind, sowie die Gebärmutter, in der es heranwächst, einschließlich der Plazenta (Mutterkuchen) und des Fruchtwassers bei einer gesunden Schwangerschaft steril sind. Seit 2010 berichteten jedoch mehrere Forschungsteams, Bakterien in Proben der Plazenta und des Fruchtwassers gefunden zu haben,…